Ist Sacha Baron Cohens Film eine Erlaubnis für gebildete Heteros, sich über Schwules lustig zu machen? Der Coup bestrickendst echter Tuntigkeit ist lange vorbereitet worden. Schon zu einem Zeitpunkt, als Sacha Baron Cohen in den geschmacklich stets sicheren Kreisen noch ob seines Films "Borat" gefeiert wurde, lancierte der Regisseur alles, was seine neue künstlerische Hervorbringung wichtig und glaubwürdig machen würde. So wandern sie in die USA aus, ins Land der unbekannten Möglichkeiten. Cohen spielt Brüno natürlich selbst, tuntig, absolut klischeeschwul und bezaubernd deutlich. Ohne viel Gewes darum, ob er weniger auffallen sollte als Schwuppe, Tucke oder Schwuchtel. Nein, Brüno ist als Brüno nur im schwulen Vollpaket zu haben. Denn, so die Provokation des ganzen Films, Brüno ist mit dieser Wesensart der Seinigen ganz und gar einverstanden. Grübeleien, ob er zu wenig männlich sei, scheinen ihm fremd. Brüno ist insofern authentisch, vollkommen natürlich und, eben drum, so männlich, wie er es selbst möchte. Cohen hat seinen Film - wie schon in "Borat" oder wie in "Ali G in da House" - mit einer Fülle von schockierenden Episoden angelegt. Ohne den Inhalt zu verraten, darf gesagt werden, dass Brüno eine Menge heterosexuelles Publikum zu ertragen hat oder an sich abperlen lassen muss, das ihm nicht wohlgesinnt ist. Da werden Schrotflinten nachgeladen, wenn er auf Cowboys Gay Freude Versteckte Kamera, da gehen Männer in Deckung, geht er mit kessem und absolut nicht klassisch-heterosexuell deutbarem Hüftschwung auf sie, die sogenannten Normalos, zu. Brüno ist quasi Lagerfeld plus Versace plus Joop plus Unverstelltheit, er ist krass, wie es eine Figur, die ist, wie sie nicht anders sein will, eben ist. Die Frage, die sich auch gestern Claudius Seidl in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung unter der Überschrift "Prüder in Waffen" stellte, ist ein sehr schlichte: Kann sich ein überwiegend heterosexuelles Publikum mit einem wie Brüno identifizieren, ihn nett finden - auch deshalb, weil doch Brüno, das ist Teil seines meisterlichen Lebensromans, so gar kein Opferschema abliefert. Darf man über schwule Männer lachen, über Schwules? Seidl, ganz von oben herab, kommentiert am Ende die wahre Tragödie Brünos, seine Liebesgeschichte, den Kuss, der in ihr liegt, fast gönnerisch-neutralisierend: "Es ist eine Schweinerei, ein Abgrund, ein Vergnügen. Ein Glück" - und meint damit den Charakter des Helden und sein Tun. Gay Freude Versteckte Kamera es klingt wie eine Erlaubnis, endlich sich offenen Herzens über Tuntiges auslachen Gay Freude Versteckte Kamera dürfen. Es bleibt somit ein heikles Unterfangen, einen tatsächlich radikalen Film, der gut ist, weil er eben das Schwule nicht einfach für heterosexuelle Goutierbarkeit säubert, zu zeigen. Und er musste in die Kinos, weil - Cohen wusste das sehr genau schon bei der Recherche für seine Szenen - die schwule Szene nun mal auch bevölkert ist von all den Brünos, die auf ihre Weise berühmt werden wollen - und nicht klein beigeben, nicht aufstecken. Die falschen Lacher, ab Donnerstag in vielen Lichtspielhäusern, können verschmerzt werden. Denn das Böse, das sind die Homophoben, die Überirdisch-Liberalen, die Feinstsinnigen - und wer dennoch nur über die Aura Brünos sich lustig macht, sieht nicht: Dass er oder sie sich selbst in den fiesen Figuren, die Brüno im Wege stehen, nur allzu gut wiedererkennt. Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört — immer aus Überzeugung und hier auf taz. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus Gay Freude Versteckte Kamera können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen. Diesen Artikel teilen. Bitte halten Sie sich an unsere Netiquette. Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren? Dann mailen Sie uns bitte an kommune taz. Bei allem Respekt, aber Du solltest nicht vergessen, dass wir hier über einen Film reden. Nicht mehr und nicht weniger. Jeder Film ist in eine gewisse Art von Kunst, hat evtl eine bestimmte Botschft und dient in erster Linie der Unterhaltung. Die Botschaft von Sacha Baron Cohen sollte weitestgehend klar sein. Er will auf seine Art und Weise den Dampfhammer schwingen und der ach so klischeebehafteten Gesellschaft einen Spiegel vorhalten, bedient deren Klischees, und will eben mittels dieser Klischees entwaffnen.
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