Auf einmal gibt es nur noch Bomberjacken. Denn das sind die Orte, wo solche Jacken bis vor kurzem noch zu Hause waren. Dabei kann man über diesen Laden an sich nur Gutes sagen. Der Betreiber, ein Veteran aus dem Anhang des BFC Dynamo, nahm immer klaglos die Amazon-Pakete für seine Nachbarn an und blieb auch gegenüber Union-Fans und sogar Sachsen stets hilfsbereit und aufgeschlossen. Seine Bomberjacken verkaufte er Leuten, die Bewegungsfreiheit als Lebensstil schätzten, und in ihrer Kleidung vielleicht auch eine Erinnerung daran bewahren wollten, was für ungezähmte Burschen sie vor zwanzig, fünfundzwanzig Jahren einmal waren. Feiner, fragiler, futuristischer. Es ist als hätten die Modemacher aller Länder eine Massenmobilmachung beschlossen. Ja, das ist natürlich eine Übertreibung. Das Entscheidende ist: Wer in dieser Saison eine Jacke kaufen will, der muss herumlaufen wie einer, von dem er noch in den Achtzigern im Zweifel nichts Gutes zu erwarten gehabt hätte. Denn die Primäradressaten dieser Jacken spielten in ihrer langen Geschichten nun wirklich die geringste Rolle. Dass man speziell bei der zufälligen Begegnung einer Bomber- und einer Motorradjacke an einem englischen Badestrand lange Zeit fest von Friktionen ausgehen durfte, das konnten sie ja nun weder bei der Firma Alpha Industries in Virginia ahnen, wo man zunächst Gay Fetisch Nylonjacke Geschichten nur froh war, die U. Air Force mit Nylonjacken eindecken zu dürfen. Und noch weniger geahnt haben kann das jener Irving Schott, der in New York damit begann, Motorradfahrern eine Lederjacke mit dem schönen Namen Perfecto zu verkaufen. Für Preise zwischen und Dollar. Im Gegenteil. Mit ihren Wollbündchen und ihren runden Schultern könnte man Gay Fetisch Nylonjacke Geschichten Bomberjacken auch für etwas eher Gemütliches halten. Das Gewaltpotenzial, das den Bomberjacken eingenäht ist wie ein zweites Futter, ist das ästhetische Genussmittel des Frühjahrsund da darf man sich schon mal die Frage stellen, was das eigentlich aussagt über diese Zeit und ihre Sehnsüchte. Immerhin ist das eine, in der Bomberpiloten nostalgische Figuren Gay Fetisch Nylonjacke Geschichten sind. Nun sind zeitdiagnostische Erwägungen aber nicht unbedingt das, worüber sich Modebloggerinnen so ihre Gedanken machen. Was da adaptiert, verfeinert und teuer weiterverkauft wird, ist aber natürlich nicht nur ein Stoff, ein Schnitt und eine Farbe; es ist schon auch hier die Energie und die Wut, die diese Jacke ausfüllt, die kalte Aggression und Entschlossenheit, mit der in dieser Jacke niedergemacht wird, wer sich mit ihr anlegt. Die Modedesigner haben sich da für diese Saison bei geschmacksbildnerischen Kulturleistungen bedient, die andere für sie erledigt haben. Hier wurden sie in der Art und Weise aufgeladen, die dazu geführt hat, dass vor noch nicht allzulanger Zeit oft wortreich die Friedfertigkeit seiner Gesinnung beteuern musste, wer Gefallen an einer Bomberjacke fand. Denn diese Jacken waren zunächst einmal aus drei Gründen so beliebt: Sie signalisierten Zugehörigkeit oder Nähe zu selbstbewusst auftretenden Jugendkulturen, sie waren mit ihrem glänzenden Nylonstoff so etwas wie die Diskokugeln unter den Militärjacken, und das leuchtbojenhafte Orangerot des Innenfutters stand auch eher für aggressive Sichtbarkeit als für Tarnung. Klassische Bomberjacken haben keine Kragen, an denen einer zerren könnte, sie wattieren den Körper wie ein Boxhandschuh, sie sind glatt und flexibel. Die Fixierung der Arme vor dem Körper, wo ein Lenker gehalten oder eben ein Gegenüber in Bomberjacke bearbeitet werden will, geht im Prinzip in die gleiche Richtung: Es sind die ersten echten Turnier-Harnische seit dem späten Mittelalter. Möglich, dass die hauchfeinen, hochanfälligen Wildleder-Blousons, die in den Achtzigern von einigen Poppern so gern getragen wurden, ähnlich gedeutet werden sollten: Empfindlichkeit als Geste der Arroganz. Als die Bomberjacken anfingen, in deutschen Stadien die Fankurven grün zu färben, hatten die stilprägenden englischen Hooligans ihre schon längst in die Altkleidersammlung gegeben und sich stattdessen bei Luxuslabels wie Armani, Gucci, Burberry gütlich getan. War das dann Helmut Lang, der als erster den Bomberjacken die Luft rausgelassen hat, um sie seiner anorektischen Kundschaft schmackhaft zu machen, zu Preisen, bei denen sich Handgemenge von selber ausschlossen? Und um das Jahr herum waren dann die wirklich allerletzten in Berlin, die noch Bomberjacke zur Glatze trugen, jene homosexuellen Fetisch-Freunde, die in Erwartung von körperlichen Auseinandersetzungen ganz anderer Art auf dem Weg zur Diskothek Ostgut von desorientierten Antifa-Aktivisten aus Friedrichshain verhauen wurden. Was nach Militarisierung der Zivilkleidung aussieht, ist ja immer nur ein Zeichen Gay Fetisch Nylonjacke Geschichten die Befriedung der Gesellschaft. Camouflagemuster und sogenannte Combat-Hosen mit Kartentaschen auf den Schenkeln — auch erst Militär, dann Streetstyle, dann kurz Entzücken der Laufstege — werden heute, wie es aussieht, vor allem von sozialschwachen Frührentnern getragen. Andererseits ist deren Alltag als einziger auch tatsächlich ein Kampfgebiet. Kann sein, dass der Bomberjacke nach diesem Frühling ein ähnliches Schicksal droht. Dass sie von den Midasfingern der Modeleute in etwas auf Jahre hinaus Untragbares verwandelt wurde. Das wäre zwar schade, weil sie, so wie sie seit einem halben Jahrhundert ist, eigentlich gut genug aussah. Der Betreiber vom Hoolywood auf der Schönhauser Allee wird sie sicher weiterhin in seinem Sortiment haben. Dass diese Jacke ihr Versprechen also doch noch einmal einlöst. Eine leider sehr stark veränderte Form dieses Textes erschien zuerst am Mai im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung. Über: eine Mode-Epidemie - Rabauken-Kulturen - die Lederjacke als Kampfharnisch. Aber dann brach diese Frühjahrssaison herein.
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